Im Pfarrgemeinderat der Katholischen Kirche Heilig Kreuz hatten wir die Absicht, im Gemeindegebiet etwas für Menschen zu tun, unabhängig von ihrer Kirchen- oder Religionszugehörigkeit. Als ich eine Schularbeitenhilfe in der Zinsenbach vorschlug, weil ich als Lehrer der Haardter Berg Schule schon sofort bestimmte Kinder im Blick hatte, wurde ich beauftragt, dafür zu planen und erhielt vom Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand von Heilig Kreuz freie Hand, Vorgespräche zu führen. Das muss 1987 gewesen sein.
Ich bin einfach in die Siedlung gegangen, von der ich noch gar nicht wusste, wem sie gehörte und habe mich beim Hausmeister erkundigt, von wem man da eine Wohnung mieten könnte. Als ich ihm von unserem Vorhaben erzählte, eine Wohnung anzumieten, um da Kindern der Siedlung bei den Schularbeiten zu helfen, war er sofort dafür und sorgte dafür, dass ich zur nächsten Sitzung des Eigentümers mit den hiesigen Verwaltern eingeladen wurde. Eigentümerin war eine Frau Karl aus Aachen, die mir als erstes sagte, Geschäftsort sei Aachen, da das zentral für ihre Besitztümer in Europa läge. Sie war sofort bereit, uns eine Wohnung zu vermieten, wies aber darauf hin, dass ich mich darum zu kümmern hätte, dass das Land NRW dem zustimmte, da die Siedlung unter anderem mit Landesmitteln gebaut sei und die Wohnungen wirklich nur Wohnzwecken dienen dürften; eine Schularbeitenhilfe sei aber kein vom Staat unterstütztes Wohnen. Sie werde dann später bei unserem Vorhaben helfen. Diese bürokratische Hürde zu überspringen (eigentlich besser: überkriechen!) dauerte damals etwa ein knappes Jahr, da der Dienstweg über die Stadt Siegen, von da aus zum Regierungspräsidenten Arnsberg und von da in die Landesregierung nach Düsseldorf führte. Aber es klappte! (Wenn ich zwischendurch nach dem Stand der Dinge gefragt wurde, gab es jedesmal erstaunte bis entsetzte Gesichter und mir ist oft geraten worden, das Projekt aufzugeben.) Aber eines Tages unterschrieb ich einen Mietvertrag auf meinen Namen, weil die Kirchengemeinde nicht als Mieterin auftreten durfte. Dazu hätte es eines weiteren sehr zeitaufwändigen Verhandelns mit dem Generalvikariat in Paderborn bedurft und dazu hatte ich keine Lust! (Erst vor sieben Jahren wurde er umgeschrieben auf Stadtteilkonferenz). Die Kirchengemeinde Heilig Kreuz hatte zumindest die Finanzierung der Miete zugesichert.
In der Zeit, in der ich mit den behördlichen Instanzen zu tun hatte, war aber etwas gelungen, das die Arbeit in der Hausaufgabenhilfe erst richtig möglich machte und über viele Jahre entscheidend mitprägte: Das Presbyterium der Evangelischen Kirche Weidenau unter seinem damaligen Leiter Pfarrer Kratzenstein hatte sich nach Anhörung meiner Pläne sofort entschieden, das Projekt mit ganzer Kraft zu unterstützen. Mit dem ihm eigenen Elan gelang es Pfarrer Kratzenstein außerdem, in der Gemeinde Menschen anzusprechen, die bereit waren, die Arbeit regelmäßig und auf Jahre hinaus ehrenamtlich zu unterstützen. Und Pfarrer Kratzenstein und mir war von Anfang an klar, dass das Projekt einen hauptamtlichen Leiter brauchte. Von Anfang an wollten wir, dass die Arbeit unter Einbeziehung der Eltern und der Schulen getan werden sollte, um die Kinder möglichst effizient fördern zu können.
Grundprinzipien aber gab es von Anfang an: Es sollte eine Einrichtung sein, die nicht nach Herkunft, Religionszugehörigkeit oder sozialem Stand der Familien der Kinder fragte. Weiter...